Kammer, Schall und Licht

«Diese beyden Sonaten gehören ganz gewiss zu dem Ungewöhnlichsten und Sonderbarsten, was seit langer Zeit, nicht nur in dieser Form, sondern überhaupt, für das Pianoforte geschrieben worden ist. Alles ist hier anders, als man es sonst, auch sogar von diesem Meister selbst, empfangen hat; […]»: so kommentiert ein Kritiker der Allgemeinen musikalischen Zeitung 1818 Ludwig van Beethovens Cellosonaten op. 102. Die erste dieser in der experimentellen Werkstatt des späteren Beethoven entstandenen Sonaten eröffnet das Herbstkonzert dieser Saison, gefolgt von Ernst von Dohnányis dramatischer, an Brahms gemahnender Cellosonate.

Der zweite Teil des Programms führt dann weit weg von der deutschen Musiktradition: zunächst nach Zypern mit Werken von Solon Michaelides, die Elemente der zypriotischen und griechischen Folklore verarbeiten; und abschliessend ins Hier und Jetzt mit Belenos, einer Koproduktion des Komponisten Martin Metzger und des Fotografen Beat Ernst, die in Klang und Bild Bezüge zwischen keltischen Mythen und der urbanen Realität der Basler Dreiländerregion von heute herstellt.

Zu Belenos, das bei «frisch gestrichen!» zur Uraufführung kommt, schreiben die Autoren:

«Belenos ist der Sonnengott der Kelten. In der Region Basel gibt es drei Berge, deren Namen sich vermutlich von ihm ableiten lassen: Der Belchen im Baselbieter Jura, der Badische Belchen im Schwarzwald und der Ballon d’Alsace in den Vogesen. Das Erstaunliche an diesem Bergdreieck ist seine Beziehungen zu bestimmten Sonnenkonstellationen. So geht im Mittwinter die Sonne vom Ballon d’Alsace aus gesehen über dem Schweizer Belchen auf, während sie im Mittsommer von diesem aus über dem Ballon d’Alsace unter geht. Zu den beiden Tagundnachtgleichen sieht man vom Ballon d’Alsace die Sonne über dem Badischen Belchen auf- bzw. von diesem aus über dem Ballon d’Alsace untergehen. Diese Sonnenfeste bilden fotografisch und musikalisch den ruhigen, hypnotischen Bogen des Stücks.

Dazwischen, innerhalb des Belchendreiecks, leben Menschen ihre Beziehung zur Sonne:

Samhain: tänzerisch, Verkehr, städtisch, perkussiv, huschende Reflexe

Imbolc: etwas irre, sehnsüchtig, Werbung, urban, Glas, überhitzt

Beltaine: in Liebe, Wasser, Siedlung, ein bisschen ordinär, Licht und Schatten

Lughnasadh: Agglomeration, massiv, rockig, metallisch, Industrie, Glanz.

So führen diese vier keltischen Feste zusammen mit den Sonnenfesten durch den Jahreskreis.»

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