Im Herbstkonzert 2013 präsentieren die Künstler zeitgenössische und volkstümlich inspirierte Musik für zwei Celli und Bratsche.
Drei Werke wurden dieses Jahr eigens für die ungewöhnliche Triobesetzung der Geschwister Miecznikowski geschrieben. Neben dem Largo des Krakauer Altmeisters Zbigniew Bujarski, das als Schweizer Uraufführung zu hören sein wird, sind so auf diesen Konzertabend hin Beat Schöneggs Konzert für zwei Violoncelli und eine Bratsche und Martin Metzgers Saitentänze entstanden. Dazu die Komponisten:
Beat Schönegg: «Als mich Tytus am Telefon fragte, ob ich für ihn und seine beiden Geschwister Ewa und Ignacy ein Stück schreiben wolle, war ich von der Idee sogleich begeistert, für diese besondere Ensemblekonstellation zu komponieren: besonders nicht nur wegen der seltenen Besetzung (zwei Violoncelli und eine Bratsche), sondern auch wegen der höchst engen Verwandtschaft der drei Musiker. Einen Bruder, eine Schwester oder beides zu haben, das bedeutet viel, ist Freude und Schicksal, Quelle von Streit und Trost und von vielem mehr. Und noch während Tytus am Telefon redete, fing ich an, am ‹Geschwistertrio› zu komponieren. Ich hörte gleichberechtigte Stimmen, die durcheinander sprechen, Geschwister, die miteinander reden, sich bekämpfen, sich lieben, streiten, sich verspotten, belächeln, aber auch loben, helfen und retten. Jeder hat seinen Standpunkt, sagt immer wieder das Gleiche. Einer steigert sich in etwas hinein. Dissonanzen. Sie lösen sich auf, plötzlich sind alle wieder auf derselben Bahn. Und nach dem langen Gespräch ist keine Frage gelöst, die Uneinigkeit bleibt bestehen. Aber nein: Da ist das Geheimnis der Geschwisterschaft, auch uneinig ist man eins – und umgekehrt (1. Satz: Gespräch). Ich hörte Erinnerungen aufsteigen an vergangene Zeiten, die Sehnsucht nach der Heimat der Kindheit: einfache Worte, schlichte Töne, Melodien (2. Satz: Erinnerungen). Nach jedem Treffen, nach jedem Gespräch erfolgt ein Aufbruch, man trennt sich, manchmal erfreut und gestärkt, manchmal zerstritten und genervt, geht wieder seine eigenen Wege, mit Energie und Entschlossenheit
(3. Satz: Aufbruch). Musizierlust soll dieses Werk wecken, eine barocke Freude am Tanzen, Singen, Sprechen, Streiten und Lieben. Ich habe deshalb mit barocken Formen und Kompositionstechniken gearbeitet und ein Concerto geschrieben, andererseits setzte ich auch Mittel aus unserer Zeit ein wie wandernde Ostinati und sich verschiebende Flächen und Muster.»
Martin Metzger: «Als Tytus Miecznikowski fragte, ob ich ihm ein kleines Musikstück für eine Viola und zwei Violoncelli komponieren würde, dachte ich zuerst: Hilfe! Ein Streichorchester, das weder Höhen noch Tiefen kennt! Das war wieder einmal ein solcher Moment, wo man beginnt, ganz grundsätzlich über Musik nachzudenken. Die vertikale Klangbildung ist nicht alles. Da gibt es ja auch das Horizontale: Der Puls, die Akzente, der Rhythmus, der Tanz. Und so tauchte das Bild von den tanzenden Saiten auf.
Nun, für meinen Freund Tytus komponiert man nicht einfach drauflos. Da sind Stil und Form gefordert. Am unverfänglichsten ist immer noch die Suite: Ein paar kleine Stückchen, in die man kurz hineinbeissen kann. Man lässt sie ein bisschen im Mund zergehen, und bevor es langweilig wird, sind sie schon hinuntergeschluckt. Damit das Neugebackene aber auch wirklich schmeckt, habe ich ein paar alte Rezepte zusammengesucht: Eines von Chopin, ein zweites von Bartók, ein drittes von Mahler und ein viertes von Brahms.
Ich wünsche eine gute Verdauung.»
Der letzte Teil des Programms wagt eine instrumentelle Annäherung an die sardische Volksmusik. Celli und Bratsche, ergänzt durch die tiefen Register der Geige, leihen ihre tiefen Stimmen der traditionell für Männerchor (teilweise mit solistischem Tenor) geschriebenenen Musik und interpretieren auf ihre Weise deren herbe Klänge, Rhythmen und Melodien.
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